Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, hieß es auf der jüngsten Jahresversammlung des DRK-Ortsvereins Kappeln. Denn gleich nach den Wahlen und üblichen Tagesordnungspunkten sollte im Restaurant „Tauwerk“ ordentlich gefeiert werden: In Kappeln gibt es das DRK inzwischen seit 75 Jahren.
Nicht nur weil die aktuelle Vorsitzende Anne Blöcker coronabedingt aussetzen musste, sondern vor allem, weil sie selbst 20 Jahre lang die Zügel in der Hand hielt, übernahm Christiane Spliedt es, die Geschichte des Ortsvereins kurzweilig zusammenzufassen. Am 19. Juni 1947 ist der Ortsverein des DRK in Kappeln gegründet worden.
Wohltätigkeitsball im Strandhotel
Die erste Vorsitzende sei Elisabeth Ancker, ihr Stellvertreter Gustav Spliedt gewesen. „Den Opa meines Mannes kennen hier nicht mehr viele, seinen Sohn, Meeno Spliedt, kennen wir wohl alle noch“, sagte Christiane Spliedt und viele im Saal nickten zustimmend. Sie erinnerte an den jährlichen Wohltätigkeitsball im Strandhotel in den 40er-Jahren und die immer vielfältiger werdenden Aufgaben des DRK in den 50er-Jahren.
Die Themen seien auch der damaligen politischen Situation geschuldet gewesen. „Und einige sind heute wieder aktuell“, sagte die langjährige Vorsitzende. Es wurden Lebensmittelpakete verschickt, Mahlzeiten für Wöchnerinnen gekocht und für das Müttergenesungswerk wurde gesammelt. Die damalige Vorsitzende Luise Bauers hatte es so zusammengefasst: „Verständnis, Zeit und viel Liebe sind die Voraussetzungen für unsere freiwillige Arbeit beim DRK.“ – „Hat sich inzwischen etwas geändert?“, fragte Spliedt. Nein, hat es sich nicht, war man sich im Publikum einig.
In den 60er-Jahren gewann die Blutspende an Wichtigkeit, 1964 entstand der Kindergarten im Fröbelweg. Inzwischen führe der Kreisverband die Regie in vielfältigen Fragen der Kinderbetreuung, der Ortsverband sei aber weiterhin im Beirat, unterstütze gern durch Spendenaktionen und sei gut über die Abläufe in der Kita informiert, berichtete sie.
In den 70er-Jahren wurde Ellenberg als Stadtteil integriert, und man wartete noch auch Kopperby, beschrieb Spliedt weiter, aber die Aufgabenbereiche seien noch überschaubar gewesen, und die Bezirkshelfer hatten alles gut im Blick. Es sei bekannt gewesen, wenn irgendwo der Schuh drückte und bei den Sammlungen im Frühjahr und Herbst wurden die Helferinnen für „de lütte Klönsnack“ regelrecht erwartet. „Dafür ist Kappeln heute zu groß geworden, die Anonymität nimmt zu, das erleichtert die Aufgaben nicht.“
1985 zog der Ortsverein in die Kellerräume der Realschule. „1987 galt es, einen Butterberg von 780 Kilo zu verteilen“, erinnerte Spliedt, die Kleiderkammer, die heute zur Awo gehört, unter der Leitung von Hildegard Brandt kam im Keller der Berufsschule unter. In den 90er-Jahren gewann die Bereitschaft immer mehr an Bedeutung. „Sie ist Teil unseres Ortsvereins und betreute viele Veranstaltungen – medizinisch und/oder kulinarisch – und ist im Katastrophenfall zur Stelle“, so Christiane Spliedt. 1998 wurde ihr 30-jähriges Bestehen gefeiert.
Bau des DRK-Rettungszentrums
Zu Beginn der 2000er-Jahre wurde dann auch die Einweihung des neuen DRK-Rettungszentrums in Mehlbydiek gefeiert, wo der Katastrophenschutz gemeinsam mit der Sanitätsgruppe untergebracht ist.
2019 hat nach 20 Jahren die aktuelle Vorsitzende Anne Blöcker das Ruder von Christiane Spliedt übernommen. „Euch muss nicht bange sein, dass es langweilig werden könnte. Corona fordert immer noch flexibles Handeln, die Folgen des Krieges in der Ukraine sind noch nicht absehbar. Jetzt wollen wir uns aber freuen, was im Ortsverein Kappeln alles geschafft wurde“, schloss sie.
Neben zahlreichen Grußworten gab es auch einen Auftritt der Kinder-Kantorei unter der Leitung von Claudia Buttkereit.
Bericht und Fotos shz